Arbeiten auf dem Schiff · Ausbildung/Handwerk

Sommer, Sonne, Sonnenschein

Lange ist es her, doch nun wird die Reise weitererzählt.

Den ersten Stopp in den südlicheren Gefilden legten wir in Honfleur in Frankreich ein. Mit einem Shuttlebus wurden wir in dieses süße Städtchen gebracht. Tatsächlich habe ich mir ziemlich genau so eine klischeehafte Kleinstadt in Frankreich vorgestellt. Zum Abschluss dieses Tages gab es stilecht Crepe Suzette als Dessert.

 

 

Ab diesem Zeitpunkt wurde es endlich richtig Sommer für mich. Und zwar in allen Belangen. Schon auf der Fahrt nach Spanien fing ich mir den ersten Sonnenbrand ein, da ich einmal zu lange auf einem offenen Deck telefonierte. Aber ich war nicht die einzige, da man am Abend noch einige andere Crew-Mitglieder mit rotem Gesicht herumlaufen sah. Das zeigt auch sehr gut, wie sehr allen die Sonne gefehlt hat.

 

 

Lissabon, Portimao und Sevilla waren die Häfen die wir in diesem Gebiet anliefen. Die Fahrt auf dem Guadalquivir war sehr spannend. Die Einfahrt nach Sevilla ist von den Gezeiten abhängig, sodass die richtige Zeit abgewartet werden muss. Dabei bildet sich auch schon Mal eine Kolonne von Schiffen, die auf die Einfahrt warten.

Leider konnten wir nicht so weit im Zentrum der Stadt anlegen, wie ursprünglich geplant, da Feierlichkeiten im Gange waren und dadurch eine Brücke für unsere Durchfahrt nicht geöffnet werden konnte. Offenbar war es ein jährlich stattfindendes Flamenco-Fest. Dort liefen dann in der ganzen Stadt die Leute in farbenfrohen Flamencokleidern und Anzügen herum, was wohl das spanische Äquivalent zu unserer Tracht darstellt. 

 

 

Auch einer der südlichsten Punkte Spaniens war unser Ziel: Gibraltar. Diesen Ort  fand ich besonders faszinierend. Es war eine Mischung aus spanischer und englischer Kultur, die diese Stadt so interessant machte. Bei schönstem spanischen Wetter stand man plötzlich vor einer englischen roten Telefonzelle. Und um das Erlebnis zu vervollständigen, gab es für mich Fish & Chips.

 

 

Passend zum Verlassen der kalten Gebiete wurde dann auch eine Crewparty mit Grillerei auf einem offenen Deck veranstaltet.

 

Eine Party gab es auch in Malaga. Wenn man einen Overnight-Aufenthalt (das Schiff liegt über Nacht im Hafen) hat, muss man als Crew-Mitglied schnell sein, wenn man am Abend rausgehen möchte. Es muss immer eine gewisse Anzahl an Bord zurück bleiben, um auch im Hafen im Notfall rasch eingreifen zu können. Das Prinzip lautet „Wer zuerst kommt, mahlt zuerst”. Das heißt, die letzten aus den bestimmten Teams, die sich vom Schiff auschecken wollen, bekommen eine Meldung, dass sie an Bord bleiben müssen. Und weil man abends auch gerne mal etwas anderes als die Crew-Bar sehen möchte, haben sich kleine Tricks etabliert, um auch garantiert raus zu können. 

Und so tauchte ich mit einer Kollegin aus der Küche in das Nachtleben von Malaga ein. Da es in der Nähe des Hafens nur eine begrenzte Anzahl an Bars und Clubs gab, lief man auch immer wieder anderen Crew-Mitgliedern über den Weg, was auch sehr unterhaltsam war.

 


 

Und weil es langweilig ist, immer nur auf demselben Kontinent zu bleiben, wurde auch ein Halt in Afrika eingelegt. Casablanca war der Zielhafen. In meiner Mittagspause konnte ich wohl das Wichtigste dort sehen: eine der größten Moscheen der Welt, einen Basar und ein Restaurant, in dem der Film “Casablanca” gedreht wurde.

 

 


 

 

Am 18. Mai wollte ich nach meinem Mittagsschläfchen, welches ich an Seetagen gerne in meiner Mittagspause mache, ganz normal wieder zurück an die Arbeit gehen. Auf dem Weg dorthin wurde ich gefragt, ob ich auch schwimmen gehen möchte. Etwas verwirrt war ich schon, da wir uns ja mitten im Atlantik befanden. Aber anscheinend war eine kleine Überraschung für Passagiere und Crew geplant: das Schiff ankerte mitten im Meer und bot uns die Möglichkeit, auf hoher See schwimmen zu gehen. Diese Gelegenheit ließ ich mir natürlich nicht entgehen, und so zog ich meine halbstündige Pause vor, um noch vor der Arbeit im Atlantik eine Runde zu drehen. So erfrischt wie da war ich wohl am Nachmittag noch nie bei der Arbeit.

 

Ein paar Tage später erhielten alle, die sich der Kälte gestellt hatten, ein vom Kapitän unterzeichnetes Zertifikat. 

 

 


 

Immer fleißig an meinem Zodiac Führerschein weiter arbeitend, habe ich auch weiter Ausfahrten gemacht. So auch in Dingle in Irland. Vom Ort selbst habe ich nicht sehr viel gesehen außer der Anlegestelle, aber er sah ganz nett aus. Das Schiff ankerte etwa 10 Fahrminuten entfernt auf dem Meer, sodass die Passagiere mit den Zodiacs in den Ort gebracht wurden. Eine Hinfahrt schaffte ich, aber nur mehr eine halbe Rückfahrt. Auf halbem Weg ging uns der Treibstoff aus, da vorher nie Zeit war, ihn wieder aufzufüllen. So trieben wir dann etwa 20 Minuten auf dem Meer herum, bis uns ein anderes Zodiac einen vollen Tankkanister bringen konnte. 

Glücklicherweise waren alle anwesenden Passagiere sehr entspannt und nahmen es mit Humor. Ein Gast reichte dann auch, um die Wartezeit zu verkürzen, eine kleine Flasche Whiskey im Boot herum, die er als Souvenir in Dingle gekauft hatte. Das wird mir in besonderer Erinnerung bleiben und mich somit hoffentlich vor einem weiteren solchen Ereignis bewahren.

 

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